Höchste Gefährdungsstufe zugesprochen
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Dieser adulte Hahn führt vor Augen, warum dir Art den Namen Feuerzeisig erhielt. |
Feuerzeisige waren die für ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet typischen Vögel. Sie bewohnten die mit Sträuchern durchsetzten weitläufigen Gras- und Buschlandschaften. Diese sind noch im letzten Jahrhundert den weiträumigen Rodungen für die Rinder-Weidehaltung, für Industrieansiedlung und Ölbohrungen zum Opfer gefallen.
Lichte Waldränder gehörten ebenfalls schon immer zu ihrem Lebensraum. In den ersten fünf Jahren des 21. Jahrhunderts rangierte Venezuela unter den zehn Ländern mit der höchsten Entwaldungsrate des Planeten. Und das hatte verheerende Folgen auf die Gesamtpopulation des Kapuzenzeisigs. Was geblieben ist, sind kleine bis kleinste und weit über Venezuela verstreute Inselvorkommen mit nur wenigen Individuen. Die Gesamtzahl aller noch in Südamerika vorkommenden Feuerzeisige wird auf wenige hundert, aber weit unter eintausend Exemplare liegend geschätzt.
Eine weitere Brandrodung oder eine schwere regionale Unwetterkatastrophe können für jedes einzelne, dieser kleinen Inselvorkommen das endgültige "Aus" bedeuten. Zu diesem hohen Gefährdungsgrad kommt ein ebenso großes genetisches Problem. Da es keine Verbindung der Restpopulationen untereinander gibt, dünnt der Genpool in den einzelnen Inselvorkommen immer weiter aus. Sinkende Befruchtungsraten bei den Gelegen, Anfälligkeiten für Krankheiten und genetische Schäden im Erscheinungsbild sind die in absehbarer Zeit befürchteten Folgen.
Die Intensivierung der Landwirtschaft Venezuelas und der damit verbundene weitere Raubbau an seinem natürlichen Lebensraum tragen ebenso zu der aktuen Gefährdung bei, wie die Tatsache, daß die neuentdeckte Pupolation in Guyana bereits durch Vogelfänger schon wieder unter starken Verfolgungsdruck geraten ist.
Zuchtprogramme, wie das von US-amerikanischen Züchtern initiierte und inzwischen wieder eingestellte, können nur auf Bestände in Lieberhaberhand zurückgreifen und stoßen hier schnell an ihre Grenzen durch die hohen krankheitsbedingten Ausfälle und Hybridvögel. Die meisten Kapuzenzeisige von Züchtern aus den weltweiten Vogelliebhaberverbänden fallen für das angestrebte Erhaltungszuchtprogramm aus, da diese Vögel jahrzehntelang auf ein standardisiertes Idealbild hingezüchtet wurden. Und um die dort als "Idealgröße" vorgegebenen Maße zu erreichen, wurden Mitte des letzten Jahrhunderts Magellanzeisige eingekreuzt. Ursprünglich ist der Feuerzeisig ein Zwerg von gerade einmal 9,0 bis 9,5 Zentimetern Größe. Heutige Feuerzeisige sind meist zwischen 10,0 und 11,5 Zentimeter groß.
Der Magellanzeisig, ebenfalls aus Mittelamerika stammend, war auch nicht so krankheitsanfällig wie sein naher, feuerroter Verwandter und brachte neben seinem Genmaterial auch eine Gesundheitstabilisierung in die Feuerzeisigbestände. Der Nachteil: Es dürfte weltweit nur noch sehr geringe artenreine Feuerzeisige in den Züchterorganisationen geben; das Streben nach konstruierten Schönheitsidealen und die damit verbundene Profitgier als Fehler der Vergangeheit rächen sich an dieser Stelle wieder einmal bitter. Inzwischen wurden vom Kapuzenzeisig zahlreiche Farbmutationen gezüchtet, was zu einer weiteren Bestandsverringerung der reinerbigen Wildform führte. Viele Feuerzeisige, die die veränderten Farbgene als spalterbige Vögel verdeckt in sich tragen stellen aus diesem Grund eine weitere Bedrohung der Wildform dar.
Ein Projekt zur Wiedereinbürgerung des Feuerzeisigs aus Zuchtbeständen in Trinidad scheiterte an krankheitsbedingten Ausfällen. In Puerto Rico ist eine kleine Population aus entflohenen Käfigvögeln entstanden. Ohne besonderen Schutz wird auch sie nicht überleben können, wobei in diesem Fall die Artenreinheit mit einem großen Fragezeichen versehen ist. Entsprechende Analysen stehen aus.
Der Feuerzeisig wird unter dem Namen Kapuzenzeisig im Anhang I des Washingtoner Artenschutzabkommens geführt und genießt somit den höchstmöglichen Schutz.
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